VollzeitVanlife vor Gericht in Montenegro

Auf unserem Weg zurück nach Deutschland müssen wir auch durch Montenegro. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass man so schnell vor Gericht landen kann.
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Alex (Afri)

Autor von VollzeitVanlife: Lebt seit 2018 zusammen mit seinen beiden Hunden (Heinz & Lupa) im Campervan.

Vollzeit Vanlife vor Gericht in Montenegro nach Verkehrsunfall an der Grenze
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Ein eher unangenehmes Ereignis, wenn man im Ausland einen Unfall hat. Besonders wenn man dann noch mit zur Polizei muss und am Ende vor Gericht landet. So ist es uns in Montenegro ergangen. Wenn Du wissen magst, wie unsere Reise von Athen zurück nach Deutschland im Gesamten verlaufen ist, dann schau Dir gerne unsere Playlist auf Youtube an. 

Es gibt einiges zu beachten, wenn man sich in Montenegro aufhält. Der wohl wichtigste Punkt ist, dass Montenegro ebenso wie Albanien nicht zur EU gehören. Auch wenn man bei der einfachen Durchreise nicht viel Unterschied bemerkt, wird es spätestens dann deutlich, wenn man mit dem Gesetz in Konflikt kommt.

So ist es uns ergangen. Nach einer schnellen Durchfahrt durch dieses wirklich beeindruckende Land, wollten wir wegen geschäftlichen Termin rasch zurück in die EU. Um wieder im Roamingbereich unseres Internetanbieters zu sein, waren wir also mit recht engem Zeitfenster auf dem Weg nach Kroatien.

Als wir gerade Montenegro an der Grenze verlassen wollten, passierte es. Direkt am Grenzübergang nahm ich die Schranke vom gegenüberliegenden Grenzhäuschen mit. Ich sollte zwecks einer Kontrolle auf die rechte Seite fahren und hatte die heruntergelassene Schranke einfach übersehen.

unfall an der grenze montenegro kroatien verbogene schranke an der grenze montenegro

Du darfst mir glauben, dass ich mich bis heute über diesen Zwischenfall ärgere. Aber wie es eben so ist, jeder macht mal Fehler und im Nachhinein ist man immer schlauer.

Was Dir definitiv weiterhelfen wird, sollte Dir so etwas im Ausland passieren, sind Sprachkenntnisse die über Deutsch hinausgehen. In allen Ländern, die wir bisher bereist haben, kommst Du sehr gut mit Englisch weiter. Selbstverständlich lohnt es auch immer die Landessprache zu sprechen. Da dies aber besonders beim Reisen durch ganz Europa nicht immer möglich ist, empfehlen wir Dir zumindest einen Grundwortschatz in einer Universalsprache.

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Montenegro, was man wissen sollte

Ich vermute einmal, dass solch ein Zwischenfall innerhalb der EU etwas einfacher zu regeln gewesen wäre.

Als der Grenzpolizist mir sagte, dass er nun die Polizei ruft, dachte ich noch „klar, zur Aufnahme des Unfalls bestimmt notwendig.“ Ich bin aber zu diesem Zeitpunkt ebenso davon ausgegangen, dass ich einfach meine „grüne“ Versicherungskarte (die inzwischen weiß ist) übergebe und wir dann weiter fahren können. Falsch gedacht!

Als der Polizist nach kurzer Zeit auftauchte, schaute er sich erst einmal die Situation an und dokumentierte den Schaden. Dann kam er zu mir und seine erste Frage war auf Englisch: „Have you drunk alcohol?“

Ich glabe es war schwer zu verstehen, dass man das auch nüchtern hinbekommen hätte. Aber so war es leider.

Nachdem sich der Polizist von mir angehört hatte, was passiert ist, stand recht schnell fest, dass eine Weiterfahrt erst einmal nicht möglich war. Tatsächlich war hier schon klar, dass ich zum Gericht müsste. Tatsächlich kam mir aber bei der Aussage des Polizisten ich müsste vor den „court“ auch gleichzeitig „jail“ in den Sinn. Also Gefängnis.

Auf die Frage, ob es nicht eine einfachere und schnellere Lösung gäbe, erhielt ich ein verschmitztes Lächeln und ein klares „No, I’m sorry!“. Ganz im Gegenteil, jetzt mussten wir etwas Zeit mitbringen. Und um es schon etwas vorweg zu nehmen, abgesehen von einem Grenzpolizisten waren alle Beteiligten mir als Tourist gegenüber, überaus freundlich, hilfsbereit und entgegenkommend.

Montenegro, wie verhält man sich

In solch einer Situation macht sich erst einmal Panik breit. Zurück auf die Polizei zu fahren war nicht angenehm und dann einen Gerichtsprozess zu durchlaufen ebenso wenig. Zumindest wenn man an deutsche Verhältnisse und die Bedeutung von solchen Maßnahmen denkt.

So sind wir also dem Polizisten zurück in die Stadt gefolgt. Meine Dokumente, Reisepass und Führerschein befanden sich ohnehin zuerst noch bei der Grenzpolizei und nun im Polizeifahrzeug vor mir. Also wäre eine waghalsige  Flucht sicherlich die dümmste Idee gewesen.

Auf der Polizei angekommen, wurden erst einmal unzählige Seiten eines Unfallberichts ausgefüllt. Zudem wurde ein Unfallbericht erstellt. Leider alles auf Landessprache, was tatsächlich die einzige Sache ist, die ich beim gesamten Vorgehen bemängeln würde.

Es dauerte eine Weile, bis die Dokumentation beendet war und am Ende unterschrieb ich etwas, was ich nicht lesen konnte. Im Nachhinein wurde ich noch gefragt, ob ich einen Dolmetscher wünschen würde, aber ich zeigte Vertrauen und unterschrieb den Bericht der Polizei.

In meiner Situation hätte ein Abstreiten ohnehin keinen Sinn gemacht und ich war irgendwie der Auffassung, dass ein möglichst kooperatives Verhalten am zielführendsten ist. Klar kamen mir auch Gedanken wie, brauche ich vielleicht einen Anwalt oder soll ich einfach erst einmal alles bestreiten? Aber mein Bauchgefühl riet mir davon ab, was sich am Ende als gute Entscheidung herausstellte.

Ich stritt nichts ab, versuche nicht um irgendwelche Kleinigkeiten herumzudiskutieren und verhielt mich im Gesamten so kooperativ wie möglich und lies die Polizei ihren Job machen. Eben kein typisches, „ich-kenne-meine-Rechte!“-Verhalten. Ohnehin hatte ich keine Ahnung von meinen Rechten in Montenegro.

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Bring Zeit mit in Montenegro

Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob so etwas in Deutschland schneller ablaufen würde. Um ehrlich zu sein kann ich mir nicht einmal vorstellen, dass spät abends überhaupt ein Richter wegen eines Verkehrsunfalls ohne andere Beteiligte ins Gericht kommen würde.

Dennoch kam uns das warten wie eine Ewigkeit vor. Wir befanden uns weiterhin auf der Polizeistation und warteten auf den Termin beim court. Zwischenzeitlich wurde ich von zwei jungen, freundlichen Polizisten auf die Post in der Stadt gefahren um 10€ für die polizeiliche Berichtaufnahme zu zahlen.

Schließlich war es dann soweit, die Richterin war offensichtlich eingetroffen und ich wurde zum Gericht gebracht. Noch einmal einige Wartezeit, während die Polizisten munter mit den Sachbearbeiterinnen auf Landessprache scherzten und einer der Jungs seine Zeit mit irgend einem Handygame füllte.

Ich fühlte mich irgendwie komisch, da ich immer noch nicht genau einschätzen konnte, was jetzt auf mich zukam.

Der Gerichtsprozess in Montenegro

Ich befand mich in einem kleinen Büro. Links von mir saß ein ranghöherer Polizist und vor mir eine Gerichtshelferin und die Richterin. Ich fand es schon etwas amüsant, da die Richterin eine pinke Wintermütze trug, lange bunte Fingernägel hatte und auch in ihrem gesamten Kleidungsstil absolut nicht nach einer Richterin aussah. Aber ich war gespannt.

Während die Gerichtshelferin fleißig alle Eckdaten in den Computer aufnahm ich nach einigen Informationen zu meiner Mutter und meinem Vater gefragt wurde, bemühte sich die Richterin das Unfallprotokoll mit Google-Translator zu übersetzen. Als sie den Unfallhergang vorlaß, musste sie lachen.

Als die offizielle, richterliche Dokumentation abgeschlossen war, wurde ich gefragt, ob ich den gesamten Unfallhergang so anerkenne. Was sollte ich abstreiten, vermutlich hatten es mindestens vier Kameras am Grenzübergang gesehen, also ganz klar, Ja.

Tatsächlich hätte sich eine Gesamtstrafe inkl. Gerichtskosten auf 400-500€ belaufen können. Als die Richterin das sagte, wurde mir etwas übel. Allerdings betrug der Mindestsatz etwas um die 120-150€. Die Richterin sprach den Mindestsatz aus. Aus irgend einem Grund ging sie dann noch einmal 30€ runter und ich hatte am Ende für den Unfall und Gerichtskosten 92€ zu zahlen.

Ich glaube, dass mein Gesamtverhalten ohne kontraproduktives Getue dazu beigetragen hat, dass ich wirklich günstig aus der Nummer rausgekommen bin. Insgesamt 102€, mit den Kosten für den Polizeibericht, sind wirklich mehr als fair für so einen dummen Unfall. Und ich möchte mich hiermit auch noch einmal für den professionellen Umgang, besonders mit mir als Ausländer, bedanken. Ich durfte eine wirklich freundliche und vertrauensvolle Polizei- und Justizarbeit erleben, was natürlich auch mein Bild von Montenegro prägt.

Im Anschluss wurde ich von den zwei jungen Polizisten zurück zu meinem Auto gebracht und war „free to go!“

Was lernen wir aus diesem Vorfall in Montenegro

Zum einen natürlich, dass es extrem dumm ist die Schranke vom Grenzposten zu verbiegen, wenn man eigentlich schon fast aus dem Land draußen ist.

Zum anderen ganz klar, dass wir Deutschen manchmal eine doch sehr voreingenommene Sicht besonders auf geordnete Prozesse in anderen Ländern haben. Besonders wenn sie nicht Teil der EU sind und damit natürlich auch nicht gewissen Rahmenvorgaben der EU unterliegen.

Um so interessanter war es für mich zu sehen, wie so etwas in einem Nicht-EU-Land abläuft und damit auch immer wieder aufs neue festzustellen, dass die Welt nicht hinter den Rahmenbedingungen der EU endet. Ganz im Gegenteil, einige Länder sind in vielen Belangen sogar weiter oder zumindest ebenso geordnet und ernsthaft in ihrer Arbeit.

Die Panik, dass man als Ausländer in solch einem Fall als Melkkuh gesehen wird ist absolut unberechtigt. Und obwohl wir schon an so vielen Stellen gesehen haben, dass auch besonders außerhalb von Deutschland die Welt nicht zwingend eine schlechtere ist, hat Montenegro und dieser Zwischenfall noch einmal erheblich auch zur Gelassenheit bei Konflikten auf rechtlicher Ebene beigetragen.

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