Leben und arbeiten im Wohnmobil

Wie kann man in einem Wohnmobil leben und arbeiten? Einfach zurücklehnen und in den Vodcast reinhören.
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Alex (Afri)

Autor von VollzeitVanlife: Lebt seit 2018 zusammen mit seinen beiden Hunden (Heinz & Lupa) im Campervan.

der vodcast zu thema leben und arbeiten im wohnmobil hier im aussenbereich in portugal auf einem wohnmobilstellplatz mit huendin muk
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In einem Wohnmobil leben und arbeiten, wie kommt man dazu? Der Vodcast „Am Lagerfeuer mit VollzeitVanlife“ stellt im ersten Teil genau diese Frage. Ich erzähle Dir, wie es bei uns zu der Entscheidung kam, dass wir anstatt in eine Wohnung in ein Fahrzeug gezogen sind. Inzwischen leben und arbeiten wir im Wohnmobil seit 4 Jahren.

Für den Fall, dass Du das Lesen eines Blogs bevorzugst, haben wir im Folgenden auch etwas in diesem Format für Dich vorbereitet. Falls Dich das Thema „Digitale Nomaden“ oder „Vanlife finanzieren“ interessieren, dann schau Dir gerne unsere anderen Beiträge dazu an.

Hi, mein Name ist Alex. Derzeit befinde ich mich mit meinem Van irgendwo mitten in Rumänien.
Da das Wetter gerade, vermutlich wie in Deutschland, sehr kühl und regnerisch ist, hab ich die Kamera einfach mal drin gelassen und dachte mir es ist Zeit für das Thema: Wie kam ich auf die Idee in einem Wohnmobil leben und arbeiten zu wollen? 

Nimm Dir einen Kaffee oder Tee, zieh die Hausschühchen an und lehn Dich zurück…ich haben ein Wenig zu erzählen.

Was für arten von Campern gibt es?

Für die, die bisher nur wenige Berührungspunkte mit Menschen hatten, die in Fahrzeugen wohnen habe ich eine kleine Erklärung eingebaut.

Camper und Glamper

Zuerst sollte man vielleicht einmal die Unterschiede erklären, die es so beim Vanreisen gibt. Zum einen haben wir die klassischen Camper, die sich inzwischen sogar in sogenannte Gruppe der Glamper aufgeteilt haben. 

Der klassische Camper hat zu Beginn seiner Reise ein festes Ziel, meist einen Campingplatz. Dort verbringt er feststehend und nicht selten mit temporär errichteter Abzäunung seines Campgrounds den wohlverdienten Urlaub. Dabei erkundet er meist seine Umgebung im Radius von wenigen 10 bis etwa 100 Kilometer und verbringt süffisante Abende bei „Angelo“ seinem lieblings Italiener, den er auch schon seit mindestens 10 Urlaubsreisen auf diesen Campingplatz kennt und bereits Dutzt. Nach ein bis maximal drei Wochen Entspannung reist der Camper dann zurück nach hause um wieder seinem gewohnten Alltag nachzugehen und den Rasen um sein Haus auf die gewohnte Länge zurück zu schneiden. 

Obwohl dies schon sehr komfortabel ist, gibt es dann noch die gehobene Klasse, die sogenannten Glamper. Diese Kategorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch „Angelo“ kennen, sie aber auch wissen, dass Angelo einen Whirlpool hat und anstatt Cerveza, Prosecco reicht. Während diese Kategorie ihren Urlaub auch gerne etwas über die drei Wochen ausdehnt, lässt man den heimischen Rasen ums Haus schneiden. Ebenfalls kehren die Glamper im Anschluss wieder nach Hause zurück und begehen ihren gewohnten Alltag, allerdings wird das Ritual des täglichen Prosecco als Erinnerung an den Urlaub beibehalten.

Reisende in einem Van mit Schiebetür

Weniger komfortabel, dafür aber mit mehr Abenteuerlust sind die Reisenden in einem Van unterwegs. Diese sind meist leicht durch die selbst und sanft schließende Schiebetür an der Seite ihres Fahrzeugs zu erkennen. Aber auch hier unterscheidet man in zwei Kategorien. Zum einen die mit einem fertig ausgebauten Van, denen man unterstellt eher älteren Jahrgangs zu sein und denen mit einem Selbstausbau. 

Die Faustregel lautet: Softclose-Schiebetür gleich conventionelle Kurzreisende in einem Van. Scheppernde und mit der ein oder anderen Roststelle versehene Schiebetür gleich alternative Individualisten mit Selbstausbau, bei denen man nicht weiß, wann sie das letzte Mal eine warme Dusche hatten.

Während die erste Kategorie vielleicht auch „Angelo“ und seine Auswahl an Bieren und Prosecco zu schätzen weiß, setzt die zweite Kategorie, zumindest in einem stereotypen Verständnis, primär auf Matetee, legt Wert auf fair gehandeltes Cerveza und verbringt die Abende am Lagerfeuer. Die Selbstausbaueriese tun sich auch gerne in Gruppen von Gleichgesinnten zusammen, wobei es immer einen gibt der Gitarre spielen kann, barfuß läuft und eigentlich viel zu gut drauf ist für diesen ungewöhnlichen Lebensstil.

Da dies aber wie gesagt, meist stereotype Zuordnungen sind und man sich auch schnell mal vertuen kann, wenn man jemandem sein mega gutes Weed anbietet, sollte man sich vielleicht einfach mit der Reisedauer der einzelnen Gruppen beschäftigen, um bei der Unterscheidung genauer zu werden.

By the Way…Gras schmeckt auch zu Prosecco.

Einteilung der einzelnen Gruppen anhand der Reisedauer

Wir haben also die Camper und Glamper, die meist klassischen Kurzzeitreisen für sich beanspruchen. Und ja, es ist ein Beanspruchen, da diese Gruppe auch Wert auf die Abgrenzung zu den alternativen Hippi-Obdachlosen legt. Selten nur gibt es Vermischungen zwischen diesen Gruppen, es sei denn das Weed ist wirklich gut. Völlig ausgeschlossen ist es also nicht.

Mittelfristige Reisen in Form einer Auszeit, oder um es konform für den Lebenslauf und das nächste Bewerbungsgespräch zu formulieren, einem Sabbatical, gibt es hingegen in allen allen Bereichen. Diese Reisen sind meist im Zeitraum zwischen mehreren Monaten und einem bis maximal, sofern da der Arbeitgeber oder das Ersparte mitspielen, zwei Jahre angelegt. 

In dieser Kategorie sind eigentlich alle Fahrzeugklassen vertreten. Vom ordinären Wohnmobil, über Dachzelt bis hin zum Selbstausbau sind dem vorübergehenden Wohntraum an Individualismus keine Grenzen gesetzt. Was es auch wiederum schwierig macht den Reisenden direkt in eine Schublade zu stecken.

Wie weit das gehen kann haben wir in Portugal beim Überwintern gesehen. Hier war ein Spanier unterwegs, der sein Sabbatical für ein Jahr mit einem unmotorisierten und sehr gefräßigen Esel durchgezogen hat. Aber ich schweife ab.

Die letzte Kategorie stellen dann noch die Vollzeit-Reisenden. Auch hier sind der Kreativität, wie man die Überreste seines ehemaligen Hausstands in ein doch recht überschaubares, winziges Heim auf Rädern zwängt, keine Grenzen gesetzt. Das was dieser Kategorie eigen ist, dass ihr Reisen kein Ablaufdatum hat. In sehr vielen Fällen gibt es nicht mal mehr eine Homebase im Ursprünglichen Heimatland. 

Man erkennt diese Gruppe meist an dem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck, der weit über das Entspannungsgefühl eines zweiwöchigen Urlaubs hinaus geht.

 

Alex und Kathy leben und arbeiten im Wohnmobil seit über 4 Jahren Portrait

Wer es dann ganz weit treiben möchte, lässt sich offiziell in seinem Reisepass als obdachlos ausweisen und darf sich fortan, mit einigen Einschränkungen, als staatenlos -früher nannte man es wohl vogelfrei, heute bekommt man nur nachträglich kein Bankkonto mehr- bezeichnen.
Lässt man diesen letzten Schritt der völligen Freimachung weg, ist man also einfach nur ein Deutscher der für sehr, sehr lange Zeit reist und sofern er nicht durch Erbschaft, Hausverkauf oder Vergleichbarem mit finanziellem Wohlstand gesegnet wurde, auch arbeitet.

Zu dieser letzten Kategorie zähle ich, bzw. zählen wir.

Digitale Nomaden die in einem Wohnmobil leben und arbeiten

Da wir also zu unserem Status als Menschen die vollzeit in einem Fahrzeug leben auch noch arbeiten, dürfen wir uns zudem mit der sehr anmutigen und zukunftsweisenden Bezeichnung „digitale Nomaden“ schmücken.

Klingt cool, wenn Du gerade high an nem Surferstrand sitzt, nicht mehr ganz so, wenn Du versuchst das Deinem Bankberater zu erklären.

Dennoch und ohne jetzt bei dem Begriff des digitalen Nomaden in die Tiefe zu gehen, ist es schon lustig, dass Menschen auf die Idee kommen ihr Zuhause aufzugeben, um zumeist dem Alltag und festen Strukturen zu entfliehen. Dann aber in einer weit weniger bequemen häuslichen Umgebung einer Arbeit nachgehen, wo sie wieder feste Strukturen haben. 

Aber wer das Video „Das solltest Du wissen bevor Du Vollzeit Vanlife startest“ gesehen hat, wird auch erkannt haben wie wichtig Strukturen, besonders beim Vollzeitreisen sind. Somit haben wir also erst einmal grob definiert, was ich hier eigentlich tue. 

Ich lebe vollzeit in einem Wohnmobil und arbeite von unterwegs. Ach und reisen!

Wie entsteht der Gedanke in einem Wohnmobil leben und arbeiten zu wollen?

Wie kommt man denn nun auf so eine Idee, dass man sich auf, in meinem Fall gut und gerne 10qm, reduziert und dort das selbe wie zuhause tut? ARBEITEN!

Nunja, grundlegend tut man Dinge eben anders als zuhause. Und by the way…auch wenn das für jemanden nur schwer nachvollziehbar ist, der auf hohe Decken und Fensterfronten zu seinem Pool steht, mein Wohnmobil ist mein Zuhause. Es fühlt sich an wie mein Zuhause und ich liebe es wie mein Zuhause. Wenn wir mit unserem anderen Van zum Einkaufen fahren und ich zurück zu meinem Wohnmobil komme, komme ich nachhause. 

Wenn mein Hab und Gut auf 4 Rädern in eine Werkstatt muss, geht mein Zuhause mit allem was ich habe in die Werkstatt und DAS ist in den meisten Fällen kein gutes Gefühl!

Hier mal ein kleiner Einschub für die KfZ-Werkstätten, die nach einer zukunftsfähigen Geschäftsidee suchen. Ein spezieller Service für Vanreisende, wie die Möglichkeit bei seinem Fahrzeug bleiben zu können, oder wenn es länger dauert auch in seinem Fahrzeug übernachten zu dürfen wären der SHIT! Und ich schwöre, wir verhalten uns dann auch nicht wie andere Kunden und versuchen dem Mechaniker aus dem OFF seinen Job zu erklären.

Aber zurück zu der ursprünglichen Fragestellung, wie man auf so etwas kommt. Ich kann natürlich nicht für die Beweggründe aller Vollzeitreisenden sprechen, denn so vielfältig die einzelnen Lebensmodelle sind, so unterschiedlich auch die Entscheidungen so leben zu wollen. Aber in meinem persönlichen Fall liegt dieser Wunsch schon recht weit in der Vergangenheit. Vor vielen, vielen Jahren entstand der Traum von jedem Ort auf der Welt flexibel arbeiten zu können. Damals jedoch in dem Rahmen, dass ich in einer Wohnung in irgend einem Land sitze und meine Arbeit genau so verrichte, wie in einem gewöhnlichen Büro.

Grundlegend war ich nie ein Freund dieser festen Strukturen. Aus meiner Sicht brachte das soziale Umfeld am Arbeitsplatz mit all’ seinen kleinen „Intrigen“, „Auseinandersetzungen“ und dem Streit darüber wer jetzt schon wieder die Spülmaschine nicht ausgeräumt oder eingeschaltet hat, mehr Nachteile als Vorteile.

Ohne auch hier zu sehr ins Detail zu gehen, habe ich mich schon sehr Lange mit dem Thema der Arbeit von unterwegs beschäftigt und sah den Nutzen auch für ein Unternehmen darin, dass man mit dem Zugriff auf den Workspace oder die Datenbanken eines Unternehmens von jedem Ort auf der Welt, sehr viel Erleichterung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber herbeiführen kann. 

Wenn Vater oder Mutter, meist betrifft es eher die Mütter, wegen des kranken Kindes nicht zur Arbeit kommen kann oder der Student wegen des Fahrtwegs der fast so lange dauert wie seine eigentliche Arbeitszeit, ist diese Form der Zusammenarbeit ein Win-Win für beide Seiten.
Auch wenn ich damals mit meiner Idee nicht wirklich überzeugen konnte, müssen wir heute gar nicht mehr darüber debattieren. 

Die letzten, inzwischen knapp 3 Jahre, haben vermutlich mit Nachdruck die Vor- und Nachteile von Remote-Work vermittelt. -Und ganz klar, es gibt auch Nachteile.-

Was mich aber sehr amüsiert, ist der Wandel, dass diese Form des Arbeitens plötzlich in Unternehmen möglich, die sich bis zuletzt mit aller Kraft gegen alternative Möglichkeiten der Zusammenarbeit gewehrt haben.
Auch auf meiner Arbeit wurde sehr lange vermieden Videokonferenzen zu nutzen, bis das Thema dann unumgänglich war.

Ein abschließender Satz um die eigentliche Geschichte nicht zu schwer verdaulich zu machen, dann kommen wir wieder zum eigentlichen Thema zurück.
Aus meiner Sicht werden zukünftige Probleme bei der Zusammenarbeit primär darin bestehen, dass einige Unternehmen versuchen die analogen Prozesse aus der Zeit vor dem Boom der Remote-Arbeit 1:1 in die digitale Form zu übertragen. Das betrifft sowohl Team-Building-Prozesse als auch die Gestaltung der Mitarbeiterführung bis hin zum Erhalt ganzer Abteilungen, die versuchen mehr analog als digital zu sein. Auch wenn ich sehr großes Verständnis für dieses Festhalten an gewohnten Abläufen habe, wird es den Unternehmen sehr wahrscheinlich am Ende des Tages auf die Füße fallen.

Zurück zum eigentlichen Thema, leben und arbeiten im Wohnmobil.

Während ich also sehr lange versuchte in diese klassischen Muster, heiraten, Haus, Kind/er, guter Job zu passen, habe ich auch immer feststellen müssen, wie zu klein mir dieses Leben gewesen ist. Nicht dass ich an Größenwahn leide, auch wenn es diese Phase sicherlich in meinem Leben auch gab, war es doch mehr die räumliche Enge. Dabei aber keineswegs auf ein Haus oder eine Wohnung und die entsprechenden Quadratmeterzahl bezogen. Ich meine was soll ich sagen, ich lebe heute auf 10qm. Viel mehr auf die Enge des Alltags, der immer selben Umgebung und das Korsett bezogen, in das ich mich hätte rein zwängen müssen.

Es lag schon immer in meiner Natur Dinge anders sehen zu wollen. Wenn jemand der Überzeugung war, dass etwas genau so zu sein hat, war es ein innerer, fast unkontrollierbarer Zwang zu hinterfragen, ob das denn wirklich so sein muss? So unspezifisch dieser Satz klingt, er ist in meinem Fall tatsächlich auf jede Lebenslage übertragbar. Gruppendynamik konnte mich nie mitreisen, ich bin immer in die exakt andere Richtung gerannt, einfach um zu wissen was abgeht wenn gerade keiner hinschaut. Das was ich mir dabei zum Glück bis heute in hohem Maße erhalten habe war, den Weg der Gruppe, die in die andere Richtung läuft, nie verächtlich zu finden.

Erfahrungsaustausch ohne Vorurteile und ohne die Einteilung in die eingangs angesprochenen Stereotypen, egal in welcher Lebenslage, sind essentielle Bestandteile einer Gesellschaft, in der sich jeder wiederfinden und darüber hinaus selbst verwirklichen kann.

Oder etwas einfacher ausgedrückt: Auch wenn man versucht gegen den Strom zu schwimmen, muss man sich die Fähigkeit bewahren, andere Meinungen und Ansichten ernst zu nehmen. Es gehört auch dazu sich ehrlich einzugestehen, dass nicht jeder individuelle Weg immer richtig ist.

Was aus meiner Sicht aber sehr wohl richtig war, ist die Entscheidung, dieses Korsett eines – und ich setze es ausdrücklich in Anführungszeichen – „normalen Lebens“ nicht anziehen zu wollen. Wir kennen es alle…wer definiert schon NORMAL…Und selbst wenn es eine festgeschriebene Definition dafür gegeben hätte, hätte sie in den vergangenen knapp 3 Jahren sicherlich umgeschrieben werden müssen.

Das selbstbestimmte Leben angehen und auch gegen Widerspruch verteidigen

Mit dem im Hinterkopf solltest Du mich auch bitte bei den folgenden Ausführungen nicht falsch verstehen. Ich möchte nicht über das Lebensmodell anderer Menschen urteilen, die z.B. exakt dieses Leben mit Haus, Job, Kindern etc. führen und sich bei Angelo im Whirlpool einen Prosecco mit Weed gönnen!
Auf der anderen Seite wird aber sichtbar, dass es Menschen gibt, die dieses Leben gewählt haben obwohl sie etwas ganz anderes wollten. Man kann es sich eben nicht aussuchen?

Und genau da widerspreche ich. Man kann und man sollte! 

In meiner Familie musste ich mir sehr viele Belehrungen darüber anhören, wie denn mein Lebensweg auszusehen hat. „Das ist doch nicht normal!“ war eine der Kernthesen mit der dann bei jedem Familienfest mein Leben fachmännisch bis ins Detail als falsch befunden und diese Bestandsaufnahme begründet wurde.

Ich finde, wenn man sich für einen anderen Lebensstil entscheidet ist Kritik durchaus zu akzeptieren und in jeder Hinsicht gut. Man muss darauf gefasst sein für seine eigenen Ideen einzustehen und vielleicht auch ein Stück weit zu kämpfen. Dieser Prozess hilft sich selbst zu reflektieren und eigene Entscheidungen zu überdenken. Vielleicht sogar Fehler beim eigenen Denken frühzeitig zu erkennen. 

So wichtig auch die Meinung Anderer, besonders der eigenen Familie, ist, sollte man aber besonders während dieses Prozesses darauf achten, dass die Kritik konstruktiv ist und auf tatsächlichen Erfahrungswerten basiert.
Unschön wird es dann, wenn Kritik, so gut sie auch nach außen hin gemeint ist, destruktive Züge annimmt und nur dazu dient die eigenen Ansichten oder gar das eigene Weltbild stabil zu halten und zu rechtfertigen.

Ich denke aus dieser Darstellung wird deutlich, dass mein Weg ins Vollzeit Vanlife nicht von weinenden Eltern, die winkend an der Haustür standen, geprägt war. Sondern tatsächlich ein Kampf, besonders mit der eigenen Gedanken- und Gefühlswelt zusätzlich zu dem Wind von außen, der einem ins Gesicht peitscht.

Besonders überrascht hat mich, dass mein Opa stets meine Reisen von zuhause über Whatsapp begleitet hat und häufig mit mir telefonieren wollte. Ich durfte einfach erzählen und er hat zugehört. Natürlich habe ich ihm auch zugehört, aber es hat ihn aufrichtig interessiert, was auf meinen Reisen geschieht. Auch wenn er nicht alles an meinem Leben verstehen konnte, hat er es immer versucht nachzuvollziehen. Trotz oder vielleicht gerade wegen seines hohen Alters hat er am meisten Verständnis aufgebracht und sich die Mühe gemacht sein eigenes Weltbild zurückzustellen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Inzwischen ist er leider verstorben und kann meinen Reisen zumindest nicht mehr über Whatsapp folgen.

Gleiches gilt auch für meine Mutter, mit der ich bis heute einen tollen Kontakt trotz der Entfernung habe. Sie liebt die Videos auf Youtube, weil sie dadurch auch in bewegtem Bild etwas von unserem Alltag mitbekommt.

Neben all’ den unschönen Erfahrungen hat mir das gezeigt, wie wichtig es ist an Menschen festzuhalten, die Verständnis und wirkliches Interesse zeigen. Die Dich konstruktiv kritisieren aber auch unterstützen. Menschen die einfach auch mal zuhören können.

Der erste Van und kleine Schritte zum Vollzeitvanlife

Während ich bis hierhin sehr viel ins Detail gehen musst, da aus meiner Sicht auch diese persönlichen Gedanken wichtig zum Verständnis sind, versuche ich nun etwas sachlicher und strukturierter das tatsächliche Umsetzen der Idee zum Vollzeitvanlife zu beschreiben.
Wie bereits erwähnt, war dieses mobile Arbeiten ebenso wie die Hoffnung irgendwann zu reisen und die Welt zu sehen, schon sehr lange eine fixe Idee von mir. Bis 2018 immer mal wieder präsent und wieder verworfen, aber nie vergessen.

Da mir vor knapp 5 Jahren meine damalige Welt WIRKLICH zu eng wurde, ich hatte eine winzige aber teure Studentenwohnung in einer kleinen Stadt, beschloss ich zur Selbstrettung ein Abenteuer zu starten. Vielleicht kommen wir irgendwann in einem weiteren Teil nochmal auf das Thema Depressionen besonders im Vanlife zu sprechen.

Ich bin also losgezogen, auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz in dem man auch mal übernachten kann. Ich hatte sehr viel Glück, denn ich fand einen sehr gepflegten Opel Vivaro. Das Fahrzeug war ein Servicefahrzeug eines bekannten Kabelanbieters und wie gemacht für das was ich vor hatte. Besonders genial war, dass sich der gesamte Ausbau als Servicefahrzeug noch darin befand.

Der Preis war mehr als fair, berücksichtigt man die verbaute Dieselstandheizung, sowie die zwei Zusatzbatterien und den zugehörigen Inverter. Das professionelle Regalsystem von Sortimo machte sich zudem gut in der Garage meiner Großeltern.
Ich glaube 2018 war dieser „Ich lebe in einem Van und spiele Gitarre am Lagerfeuer“-Hype in Deutschland gerade erst am Anfang. Die Idee in einem Fahrzeug zu leben und zu arbeiten erschien zu diesem Zeitpunkt irgendwie…sagen wir abgehoben.

Da das Thema Zusatzelektronik im Fahrzeug, wie gesagt, schon geregelt war, musste ich nur in den Baumarkt fahren und Holz besorgen. Innerhalb von zwei Woche wurde durch meine eigene Arbeitsleistung und etwas Gehirnschmalz aus einem Servicefahrzeug mein erster DIY-Reisevan. 

Zugegeben, aus heutiger Sicht ein Mikrocamper, aber er wurde sogar vom TÜV hochoffiziell als Wohnmobil ausgezeichnet. Und wenn sich einer auskennt, dann die Jungs mit der Plakette.

Scheinbare Gefahren während des Reisens

Während meine Familie zu diesem Zeitpunkt noch der Überzeugung war, dass dies nur wieder eine weitere meiner Spinnereien sei, hatte ich bereits große Pläne. 

Die Idee stand meine Arbeit zu – sagen wir – mobilisieren und auf kurze Sicht mit auf Reisen nehmen zu können. Ich möchte noch einmal betonen, wir befinden uns hier zwei Jahre vor dem großen Durchbruch für das Remote-Arbeiten und als ich mit meinem Chef über diese grandiose Idee sprach, war das eher so eine Art Feldversuch. Dennoch durfte ich die Idee umsetzen und zu Beginn etwas Arbeit in meine Kurzreisen verlagern. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, das war schon wild…

Mein erstes Ziel, und ich weiß nicht mal mehr genau warum, war Kroatien. Ich glaube die Entscheidung viel auf dieses Land, weil ich da noch nie war. Außerdem war das Internet spottbillig, besonders für deutsche Verhältnisse.

Somit bin ich mit meinem kleinen Van und NULL Erfahrung is Vanlife gestartet. Als ich bei meiner Familie vom Hof fuhr wurde ich noch ausführlich über alle Gefahren im Ausland und beim Übernachten im Auto aufgeklärt, dann war ich aber auch schon auf dem Weg in die endlose Freiheit. Naja nicht ganz

Ich hatte das Vergnügen das erste Mal in einem Auto irgendwo in einer kleinen Stadt auf einem Parkplatz zu übernachten. Im Gepäck hatte ich, neben allem was so in den kleinen Van passte um mir die große Reise angenehmer zu gestalten, auch die Hinweise meiner Familie auf mögliche Gefahren. 

Schreckenszenarien über fremde Länder, Berichte aus Aktenzeichen XY, ebenso wie die permanente Gefahr was ich wohl ganz alleine machen würde, wenn mein Auto auf dem Weg kaputt geht. Wir sprechen an dieser Stelle nicht darüber, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt ADAC-Goldmitglied war und die Jungs halt auch im europäischen Ausland, in Zusammenarbeit mit lokalen Abschleppunternehmen, gar keinen so schlecht Job verrichten.

Um aber auch nicht unfair gegenüber der zu diesem Zeitpunkt nicht ganz unberechtigten Sorge meiner Familie zu erscheinen ein kurzer Einschub:
Ich weiß nicht ob es nur bei mir so war oder ob es so ein Generationsding ist, aber Urlaube im Ausland sahen in meiner Kindheit bzw. Jugend so aus, dass alles bis ins Detail durchgeplant war. Man war stets auf alle möglichen Zwischenfälle für die große Sommerreise bestmöglich vorbereitet und hat nach dem Leitspruch „Lieber zu viel als zu wenig“ gelebt.

Zu dieser Zeit bedeutete Ausland noch was. Es wurde im Vorfeld ausreichend Geld in die Landeswährung getauscht, dann eine Packliste für den Wohnwagen erstellt. Wichtig war besonders die Sonnencreme, denn da wurdest Du bei den Preisen im Zielland richtig abgezogen.

Dann wurde alles was mitzunehmen war im Wohnzimmer ausgebreitet, gecheckt ob auch der Bikini und die Badehose, die im Vorfeld speziell für den Sommerurlaub gekauft wurden, mit auf dem Tisch liegen, anschließend wurde alles im Wohnwagen verstaut und wenn sich dann noch alle lieb hatten konnte es losgehen.
Die Reiseroute wurde anders als heute anhand einer Karte in Papierform vorgeplant, wobei der Beifahrer die spannende Aufgabe hatte die reibungslose Navigation über ausländische Straßen zu gewährleisten. Besonders spannend waren da die Abfahrten auf Autobahnen und ein „Ohhh nein, da hätten wir ab gemusst!“ als klares Versagen des Navigators zu werten. 

Wenn man es dann endlich nach einer ultra langen Autofahrt, Streitgesprächen über sowohl Fahr- als auch Navigationskünste und nur drei bis drölf verpassten Ausfahrten auf den Campingplatz in Italien oder meinetwegen auch Spanien geschafft hatte, konnte der Urlaub beginnen.

Naja nicht ganz denn der Urlaub begann erst, wenn das Vorzelt stand. Ich möchte an dieser Stelle gerne vor dem geistigen Auge das Bild des italienischen oder spanischen Südens in der sommerlichen Mittagshitze entstehen lassen. Dann stell Dir bitte eine käseweiße deutsche Touristenfamilie in den 90ern vor, wie sie versucht unter südlicher Urlaubssonne das Vorzelt von ihrem Wohnwagen aufzubauen. Und diese Vorstellung möchte ich gerne mit den Worten beenden: Tschüss Kreislauf!

Somit kann ich aus dieser Erfahrung heraus die damalige Besorgnis besonders im Zusammenhang mit der Definition meiner Familie zu dem was ich da mit einem ausgebauten Fahrzeug anstelle nachvollziehen und verstehen.

Als ich es dann am ersten Tag in die aller hinterste Ecke auf einem Parkplatz in einer kleinen Stadt geschafft hatte, musste natürlich das passieren, was einem bei der ersten Nacht im Van mit all diesen Gedanken die Seele aus dem Leib treibt. Dieser Parkplatz war ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche.

Ich hatte alle Gefahren und Warnungen auf dem Schirm. Als dann noch jemand auf die Idee kam hinter meinem Auto im Gebüsch austreten zu müssen -für die, die den Begriff nicht kennen, er musste Pipi- war der Drops gelutscht.

Ich kroch gaaaaanz langsam nach vorne auf den Fahrersitz drehte den Schlüssel um, schaltete die Scheinwerfer ein und weg war ich.
Ich weiß tatsächlich nicht wer am Ende mehr erschrocken war. Ich mit meinen Ängsten oder die Jugendlichen, die absolut nicht damit gerechnet hatten, dass da in diesem Fahrzeug was so verlassen in einer Ecke auf dem Parkplatz stand jemandem versucht seine erste Nacht im Auto durchzuziehen.
IST AUCH EGAL, für mich war die GEFAHR gebannt.

Erstmal nur Kurztrips mit dem kleinen Van

Anfangs bestanden meine Reisen aus meist 1-2 wöchigen Ausflügen. Mal war es ein Kurztrip durch Deutschland, mal eine kurze Rundreise durch Kroatien oder durch Frankreich. Alles in allem hatte ich aber immer dieses Gefühl nach kurzer Zeit wieder in meine Wohnung zurück zu müssen. Obwohl nicht mal eine Zimmerpflanze auf mich wartete oder ich meinen Rasen hätte auf Standardlänge bringen müssen. 

So sehr mich vorher dieses Gefühl mehr Freiheit zu wollen getrieben hatte, so sehr hielt mich nun ein unsichtbares Band an meiner vertrauten Umgebung fest.

Im selben Jahr lernte ich Kathy kennen. Unser erstes Gespräch drehte sich um ihre Idee irgendwann weit weg von aller Zivilisation ein Grundstück haben zu wollen, auf dem man sich weitestgehend selbst versorgen konnte und um meine Idee auch irgendwie weg zu wollen, aber eher mobil zu sein.

Manchmal ist eine gemeinsame Idee alles was es braucht, um zwei Menschen zusammen zu bringen. Immerhin reisen wir bis heute zusammen.

Nachdem man ja gewöhnlich zu beginn einer Partnerschaft viele verrückte Dinge macht und sich das dann irgendwann doch bei Haus, Kind und gutem Job einpendelt, entschieden wir uns für eine erste größere Reise in meinem kleinen Van. Mutig wie wir waren, wollten wir im Winter bei Tiefsttemperaturen ans Nordkap fahren. 

Heute würde ich alleine wegen der schönen Landschaft, die man bei ultra kurzen Tagen im Winter leider nicht wirklich sehen kann, definitiv eine andere Jahreszeit wählen.

Ich drücke das Fazit zu unserer ersten großen, gemeinsamen Reise mal vereinfacht aus: Wenn Du es schaffst mit einem Menschen 2 Wochen lang in einem so kleinen Fahrzeug, ohne Stehhöhe, im Winter den Polarkreis zu überqueren und gemeinsam wieder zurück kommst, dann hast Du definitiv jemanden gefunden mit dem Du die ganze Welt bereisen kannst.

Die eigentliche Idee vom leben und arbeiten im Wohnmobil

Obgleich uns beiden das Reisen mit dem Van Spaß machte, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht im entferntesten an ein Leben in einem Van gedacht.
Eigentlich war der Plan, dass wir beide weiter im Büro arbeiten, dabei ca. 1000€ für eine gemeinsame Wohnung ausgeben und uns immer mal wieder mit dem Van davon stehlen.

Ich weiß nicht wie lange es bei Dir her ist oder ob überhaupt, dass Du versucht hast bezahlbaren Wohnraum in der Nähe einer Stadt zu finden. Und selbst wenn man bereit war 30-60 Minuten zur Arbeit zu fahren war es unmöglich etwas zu finden, bei dem Preis und Leistung in einem gesunden Verhältnis standen. Hinzu kam, dass Kathy zu diesem Zeitpunkt bereits einen Hund hatte und bei geringem Angebot mit völlig überhöhter Nachfrage – naja man kenntes und muss vermutlich nicht mehr dazu sagen.

Nach einem weiteren Besichtigungstermin mit der Abfrage aller Daten bis hin zur Schuhgröße…

EINSCHUB: Liebe Vermieter ich habe vollstes Verständnis dafür, denn auch die Situation als Vermieter ist schwierig gestaltet, wodurch man gezwungen ist sich umfassend im Vorfeld abzusichern – EINSCHUB ENDE

Also nach einem weiteren Besichtigungstermin für eine potentielle Wohnung, saßen wir recht frustriert bei Kathy auf der Couch und als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, sagte sie: „Was ist denn wenn wir einfach in einen Van ziehen?“

Ich will ehrlich sein. Die Videos auf Youtube und die Bilder auf Instagram zu sehen ist eine Sache, es dann schließlich selbst für sich in die Tat umzusetzen eine andere.

Da dies bis hierhin die Story abzeichnet, wie ich auf die Idee gekommen bin vollzeit in einem Wohnmobil zu leben, endet die Geschichte hier. Wenn ich merke, dass dieses Konzept auch auf Youtube gut ankommt, dann werde ich die Geschichte etwas weiter erzählen. Bis dahin bleibt das hier der Cliffhanger.

Wenn es Dir gefallen hat, lass es uns gerne auf Youtube oder Instagram wissen. Wir freuen uns immer über neue Kontakte und Feedback.

In diesem Sinne, immer schön aufgeweckt bleiben und bis zum nächsten Teil.

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